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Der zentrale Turm des oberen Teiles der Mauer, erbaut im XVI. Jahrhundert, wurde im XVIII. Jahrhundert erweitert und als Esconjuradero umfunktioniert.

Es handelt sich dabei um einfache Bauwerke aus Stein, besonders typisch für Gegenden, in denen eine atavistische Furcht vor Stürmen vorherrschte. Sie befinden sich meist hoch oben auf einem Berg oder im Gebirge, nahezu immer in der Nähe von Kirchen oder Kapellen mit Öffnungen an den vier Kardinalpunkten, da ihre einzige Funktion die war, Stürme abzuhalten, wo auch immer sie herkamen.

Im frühen XVIII. Jahrhundert verfügte der Stift über Esconjuradores, wo täglich das Gebiet gesegnet und die Gewitterwolken oder Stürme beschwört, die Glocken geläutet und die Heilige Bárbara angefleht wurde.

 

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Das Haus, in der Bedeutung, das es in Aragonien hat ist viel mehr als nur Grundbesitz: es ist alles. Es bringt die Menschen zusammen, die in ihm leben, die Tiere und Produktionsgüter, die gesamten Vermögenswerte und in ihm werden die Früchte der landwirtschaftlichen Arbeit gelagert. Als essentieller Bestandteil seines Überlebens muss der Mensch es vor den Mächten des Bösen schützen und die Fruchtbarkeit der Felder und Tiere fördern. Diese prophylaktische Mission setzen die Wildschweinhufen und die Krallen der Vögel um, die in einigen Stürzen und Holztoren zu sehen sind. Ein anderes Mal handelt es sich um die abgestreifte Haut einer Schlange, Fuchsschwänze, Distelblumen, ...

Die in Traufen oder Kaminen platzierten „Hexenscheuchen“ verhinderten das Eindringen einer Hexe durch die Hintertür.

Das Überstreichen von Spalten mit Waschblau und Kalk war eine gängige Praxis, die eigentlich dazu diente, Insekten abzuhalten. Seine schützende Funktion wurde erweitert und ebenso zum Schutz von bösen Geistern eingesetzt.

Klingeln oder Türklopfer in phallischer oder tierischer Form (Schlangen, Eidechsen, Fische,...), sorgen für die ersehnte Fruchtbarkeit um das Weiterführen des Hauses zu sichern und den Wohlstand des Hauses aufrecht zu erhalten.

In manchen Fällen sind die Bogenstände, die das Portal formen mit Astralmotiven verziert die an die Sonne erinnern, deren Licht und Wärme die Regeneration der Natur fördern und die Samen zum Keimen bringen.

Jungfrauen und Heilige schützen die Häuser vor allem Übel von Kapellen und offenen Steinnischen in Fassaden aus sowie von den an Türen befestigten Plaketten, die dort flehen: "Gott segne dieses Haus.“

 

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An der Fassade des ehemaligen Tabakhauses (heute zu einem Hotel umfunktioniert) sticht ein Wappen hervor mit der Jahreszahl 1784. Auf diesem ist ein dreistöckiger Turm abgebildet, aus dem sich ein Arm hervorstreckt, der eine Lanze hält, die am Ende einen angenagelten Kopf trägt? Das ist es, was einige hier als bildliche Repräsentation der Legende sehen möchten, welche die Eroberung der Burg von Alquézar erklärt.

Sie besagt, dass der maurische König seine Untertanten ständigen Misshandlungen ausgesetzt hatte und dass sie seine Launen befriedigen mussten, wenn er anordnete, dass ihm die schönsten Jungfrauen der Gegend geschickt werden sollen. So kam es, dass sich eine mutige junge Frau aus dem nahegelegenen Aldea de Buera auf den Weg machte: sie drang auf eigene Faust in die Burg ein und auf ihr Zeichen vom höchsten Turme aus attackierten die Christen und siegten mit Leichtigkeit.

Auch wenn es sich verrückt anhört, es schien keinem möglich gewesen zu sein, die junge Frau vom Verlassen der Burg zu überzeugen. Bei Anbruch der Nacht kleidete sich in ihren feinsten Gewändern, steckte ihre Haare mit einem spitzen Kamm hoch und stellte sich in der Burg vor, um sich dem König anzubieten. Es dauerte nicht lange, bis er dem Wein und der Schönheit des Mädchens erlag. Sie ließ ihr Haar herab und als der König im Anblick ihrer Schönheit zu Boden fiel, stach sie ihm ihren Kamm in sein Herz. Mit seinem eigenen Schwert schnitt sie ihm den Kopf ab und hielt ihn zum Fenster hinaus.

Auf dieses Zeichen hin attackierten die Christen, während die Muslime, verwirrt, ohne Anführer und verloren, beschlossen, sich selbst zu töten. Sie verbanden ihren Pferden die Augen und warfen sich im Galopp von ihren Pferden ab. Es wird gesagt, dass in manchen Nächten noch immer das Wiehern und die verzweifelten Schreie der Seelen dieser maurischen Soldaten zu hören sind.

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Über viele Jahre hinweg kämpften die Kirchenglocken gegen Frost, Stürme, Dürren, erweckten Ernteerträge; zogen Regen heran; hielten Hexen fern... Um die Glocke des Stiftes von Alquézar jedoch kursieren Gerüchte von Gespenstern, von Geistern, gequälten Seelen...

Sie besagen, dass sich ein junger Mann, damals Glöcknerlehrling, einst in der Abtei von Santa María de Alquézar vorstellte, da er gehört hatte, dass man dort nach einem Glöckner suchte.

Bei seiner Ankunft traf er auf Abad, der ihm sagte: „Nach der ersten Nacht, sprechen wir in Ruhe.“

Es gab keine Angaben dazu, wann die Messen stattfanden, die Glocken geläutet wurden oder die Gebete stattfanden. Doch der junge Mann hatte es nur mit einer Sache besonders eilig: die Hauptglocke der Abteil kennenzulernen. Als er kurz davor war, die Tür zum Glockenturm zu öffnen näherte sich ihm eine alte Frau.

-Mein Sohn, - murmelte sie - halte dich von der verzauberten Glocke fern. Lebendige Menschenhände gefallen ihr nicht.

Und sie verschwand im Schatten einer Seitenkapelle. Der Junge lächelte jedoch in sich hinein, ohne auf die List der Alten einzugehen.

In nur einer Stunde, so dachte er sich, könnte ich die Glocke zur Mitternacht schlagen, und sein Erstaunen war grenzenlos, als eine der Glocken plötzlich zu läuten begann. Es musste sich um eine gigantische Glocke handeln, dem Dröhnen nach zu urteilen, was dort zu hören war. Nein, aus der Ferne war zu sehen, dass es nicht der Wind war, der die Glocke zum Klingen brachte, es war die Glocke de la Agonía (Klageglocke), die bei Todesfällen gelitten wurde.

Es war die Neugier, die der aufsteigenden Panik überwiegte. Wer läutet?, denn mit Sicherheit musste es dort jemanden geben. Könnte es der vorige Glöckner sein, boshaft und rachsüchtig? Oder vielleicht sogar Abad, um seine Kunst und seine Geschicklichkeit auf die Probe zu stellen? Der Junge kletterte sehr vorsichtig hinauf, unternahm die Schritte, die ihn vom Glockenturm trennten. Genau in dem Moment, als er die Glocke erblickte, schallte sie erneut. Niemals zuvor hatte ich ein traurigeres Glockenspiel gehört, dennoch zur gleichen Zeit markerschütternd und so gewaltig!

Doch das Schlimmste daran war, es gab dort niemanden. Die Kerze erlosch und vor ihm zeigte sich ein Schatten, der dunkler war als die Nacht selbst. Es überkam ihn eine Schwere, bürstete seine Haut, eiskalter, verpesteter Atem blies ihm ins Gesicht und brachte ihn zum Erschaudern. Schließlich hörte er den Geist sagen:

-Ich war zu Lebzeiten Abt dieser heiligen, der heiligen Dame gewidmet, deren Name ich es nicht würdig bin, ihn auszusprechen... Ich opferte die letzten Jahre meines irdischen Körpers mit den härtesten und beängstigenden Bußen... Doch meine Seele kannte und kennt keine Gnade. Denn meine Sünde war und war nicht dem Fleische zuzuschreiben, ich werde für alle Ewigkeit bezahlen müssen... Sie entstand aufgrund meiner übernatürlichen Schönheit ohne Gleichen und noch immer frage ich mich warum, wer hat dies zugelassen? Warum diese Erscheinung in meine kleine Zelle kam um meine Sinne zu stören und mich zum Fallen zu bringen? Mit dem Körper einer körperlosen Fee musste ich meiner sündigen Bewusstlosigkeit folgen, gefangen in den trügerischen Reizen und jetzt, und für immer, und immer und immer wieder, werde ich Worte für meinen Schmerz im Klöppel dieser Glocke finden und mein reuiges Klagen wird sich in das Läuten der Klageglocken verwandeln...

Und nach jedem Satz erklang die Glocke erneut... In dieser Nacht verstarb Abad, mit dem der junge Mann nur einige Stunden zuvor gesprochen hatte.

Chema Gutiérrez Lera: Aragón: sus leyendas (1997) - Aragonien: seine Legenden

 

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